Kurze Auszüge aus dem aktuellen Bericht einer Balumil-Compa:
»[…] San Cristóbal ist deutlich touristischer, als ich es mir vorgestellt habe. Das erweckt hier oft den Eindruck von ganz verschiedenen Realitäten, die hier nebeneinander existieren. Durch die Verbindung mit den Compas [hier gemeint: die zapatistischen Pueblos] und den widerständigen Strukturen vor Ort, weiß man natürlich Bescheid über die politisch sehr angespannte Lage in ganz Chiapas: die Angriffe auf widerständige Comunidades [Gemeinden] durch repressive Staatsorgane, Paramilitär und Narcos [Mitglieder der Drogenkartelle], die Spaltungsversuche der Pueblos durch die Regierung, die Repression und Gewalt gegenüber migrantischen Menschen, deren Fluchtroute in Richtung USA durch Chiapas führt. […] Aktuell ist die Lage nochmal besonders angespannt, da am 2.6. hier Wahlen stattfinden werden [Präsidentschaftswahlen wie auch auf Bundesstaaten- und lokaler Ebene].
[…] Die Polizei, aber auch das Militär sind durchaus sehr präsent auf den Straßen von San Cris. Möglicherweise deshalb, weil die Wahlen kurz bevorstehen, aber ganz klar kann man das auch nicht sagen. […] Insgesamt gilt: Der Polizei oder anderen Repressionsorganen keine Angriffsfläche bieten und sich im öffentlichen Raum möglichst korrekt und unauffällig verhalten! […]
Durch die Balumil-Seminare und die Carea-Talleres (ich bin auch zur Menschenrechtsbeobachtung hier) habe ich mich sehr gut auf die aktuelle Situation vorbereitet gefühlt. […]
Größtenteils sind die Menschen hier, wo ich gerade bin, wirklich sehr solidarisch miteinander, es findet viel kollektives Leben und Organisation statt. Das J. ist ein toller Ort, um sich mit anderen Internacionalistas zu vernetzen und sich über linke Kämpfe in ganz unterschiedlichen Kontexten auszutauschen. Es findet viel politischer Austausch statt, beispielsweise organisieren wir hier wöchentlich eine Escuelita política [kleine politische Schule], in der wir uns im Rahmen von kurzen Vorträgen und Diskussionen über die unterschiedlichen politischen Themen austauschen, die uns beschäftigen. […]
Auch ich bin (wie der Compa M., der kurz vor mir hier war) der Meinung, dass man sich hier in Chiapas […] sehr intensiv mit anderen Internacionalistas austauschen und viel über internationalistische Solidarität und Kämpfe von links und unten überall auf der Welt, aber auch über die eigene politische Praxis, lernen kann. […] man findet hier wirklich genug politische Projekte, denen man sich hier widmen kann. Hier kommen internationale Kämpfe zusammen – por un mundo donde quepan muchos mundos [Für eine Welt, die viele Welten birgt].«
B.