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Grüße aus Chiapas – Mai 2024.

Kurze Auszüge aus dem aktuellen Bericht einer Balumil-Compa:
»[…] San Cristóbal ist deutlich touristischer, als ich es mir vorgestellt habe. Das erweckt hier oft den Eindruck von ganz verschiedenen Realitäten, die hier nebeneinander existieren. Durch die Verbindung mit den Compas [hier gemeint: die zapatistischen Pueblos] und den widerständigen Strukturen vor Ort, weiß man natürlich Bescheid über die politisch sehr angespannte Lage in ganz Chiapas: die Angriffe auf widerständige Comunidades [Gemeinden] durch repressive Staatsorgane, Paramilitär und Narcos [Mitglieder der Drogenkartelle], die Spaltungsversuche der Pueblos durch die Regierung, die Repression und Gewalt gegenüber migrantischen Menschen, deren Fluchtroute in Richtung USA durch Chiapas führt. […] Aktuell ist die Lage nochmal besonders angespannt, da am 2.6. hier Wahlen stattfinden werden [Präsidentschaftswahlen wie auch auf Bundesstaaten- und lokaler Ebene].

[…] Die Polizei, aber auch das Militär sind durchaus sehr präsent auf den Straßen von San Cris. Möglicherweise deshalb, weil die Wahlen kurz bevorstehen, aber ganz klar kann man das auch nicht sagen. […] Insgesamt gilt: Der Polizei oder anderen Repressionsorganen keine Angriffsfläche bieten und sich im öffentlichen Raum möglichst korrekt und unauffällig verhalten! […]

Durch die Balumil-Seminare und die Carea-Talleres (ich bin auch zur Menschenrechtsbeobachtung hier) habe ich mich sehr gut auf die aktuelle Situation vorbereitet gefühlt. […]

Größtenteils sind die Menschen hier, wo ich gerade bin, wirklich sehr solidarisch miteinander, es findet viel kollektives Leben und Organisation statt. Das J. ist ein toller Ort, um sich mit anderen Internacionalistas zu vernetzen und sich über linke Kämpfe in ganz unterschiedlichen Kontexten auszutauschen. Es findet viel politischer Austausch statt, beispielsweise organisieren wir hier wöchentlich eine Escuelita política [kleine politische Schule], in der wir uns im Rahmen von kurzen Vorträgen und Diskussionen über die unterschiedlichen politischen Themen austauschen, die uns beschäftigen. […]

Auch ich bin (wie der Compa M., der kurz vor mir hier war) der Meinung, dass man sich hier in Chiapas […] sehr intensiv mit anderen Internacionalistas austauschen und viel über internationalistische Solidarität und Kämpfe von links und unten überall auf der Welt, aber auch über die eigene politische Praxis, lernen kann. […] man findet hier wirklich genug politische Projekte, denen man sich hier widmen kann. Hier kommen internationale Kämpfe zusammen – por un mundo donde quepan muchos mundos [Für eine Welt, die viele Welten birgt].«

B.

Gracias

Wir danken allen für das schöne Balumil-Treffen-Seminar. Danke auch für die fruchtbaren Diskussionen zur neuen zapatistischen Autonomie. Hat uns viel Freude gemacht!

seguimos adelante – auf bald!
euer colectivo gata-gata.
 

Buchankündigung

ab März 2024 erhältlich.


Eine Produktion von cronopi@s internacionales

und Immergrün Verlag.

1983 und 1994, das sind 40 Jahre + 30 Jahre EZLN. Ein Grund, um die zapatistischen Compañer@s und ihren Kampf zu würdigen und die neueste Initiative der Zapatistas vorzustellen. Beides tun wir mit diesem kleinen Buch, in dem sie selbst – mittels ihrer zwischen Oktober und Dezember 2023 öffentlich gemachten Kommuniqués – zu uns sprechen, ihre neuen Strukturen der Autonomie bekanntgeben – und einen konkreten Vorschlag machen: »Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum«.
(aus dem Vorwort von cronopi@s internacionales)

Mehr Infos und Vorbestellung:
https://immergruen.cc

Termine

Liebe Balumil-Compas,

vom 12.-14. April 2024 werden wir ein Balumil-Informations- und Austausch-Treffen organisieren, um uns zusammen mit Euch über die aktuellen Entwicklungen in Chiapas und die Reorganisierung unserer Compas Zapatistas auszutauschen und auf den neuesten Stand zu bringen. Wie sieht die neue Autonomie aus? Was waren/sind die Gründe für ihre Veränderung? Und was verbirgt sich hinter der zapatistischen Initiative »Lo Común: Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum«? All diesen Fragen werden wir auf dem Treffen nachgehen.
Herzlich eingeladen dazu sind alle »alten« sowie »neuen« Balumil-Compas – also all jene, die sich mit Balumil verbunden fühlen, es schon lang sind oder es gern werden wollen.

Wer daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte bis 28. März 2024 bei uns per Mail. Dann erhaltet Ihr auch weitere Informationen.

Die Termine für die »regulären« Balumil-Seminare zur Vorbereitung eines Aufenthalts im CELMRAZ findet Ihr hier.

 

balumil sigue.

Liebe Balumil-Compas,

wir sind mitten in den Vorbereitungen und der Umsetzung eines Balumil-Treffens mit tollen internationalen Compañeroas – und danken den Genoss*innen von Netzwerk Selbsthilfe e.V. für ihre Unterstützung!

Euch allen noch ein gutes, rebellisch-frohes neues Jahr!

Demnächst mehr von uns.

herzlich, euer colectivo gata-gata.
 

EZLN-Kommuniqué: Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum.


Zwanzigster und letzter Teil:
Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum.

»Öffne gut die Augen, Kind, und folge dem Vogel Pujuy.
Er verirrt sich nicht. Seine Bestimmung ist wie die unsere:
Einen Weg zurücklegen, damit andere den Weg nicht verlieren.«

Canek. Ermilo Abreu Gómez.

Einmal, es mag bereits Jahre zurückliegen, haben die zapatistischen Pueblos »den Kampf als Frauen, die wir sind« erklärt (*1). Sie zeigten darin auf, dass nicht eine Frage des reinen Willens, der Bereitschaft oder des Studiums diese Veränderung möglich machte, sondern die materielle Basis: die ökonomische Unabhängigkeit der zapatistischen Frauen. Sie meinten damit nicht, eine Anstellung und ein Gehalt haben zu wollen oder die geldlichen Almosen, mit denen die Regierungen aller politischen Spektren Wahlstimmen und Anhängerschaft kaufen. Sie zeigten, dass die kollektive Arbeit der fruchtbare Boden für diesen Wandel war/ ist. Damit gemeint ist eine organisierte Arbeit, welche nicht das individuelle Wohlergehen zum Ziel hat, sondern das der Gruppe. Es ging dabei nicht nur darum, sich für Kunsthandwerksarbeiten, Handel, Rinderaufzucht oder Mais-, Kaffee- und Gemüseanbau- und -ernte zusammenzutun. Vielleicht oder vor allem ging es darum, ihre eigenen Räume ohne Männer zu haben, zu schaffen. Stellt Euch vor, was sie dort damals zwischen sich alles besprochen haben und [weiterhin] besprechen: ihre Schmerzen, ihre Wut, ihre Ideen, Vorschläge, ihre Träume.

Ich werde mich darüber nicht weiter ausbreiten, denn die Compañeras haben ihre eigene Stimme, ihre eigene Geschichte und eigenen Weg. Ich habe dies nur erwähnt, weil noch nicht [allgemein ]bekannt ist, welches die materielle Grundlage darstellt, auf der die von den zapatistischen Gemeinden beschlossene neue Etappe aufbauen wird. Die neue Initiative, wie sie Außenstehende nennen würden.

Ich habe die Ehre, darauf hinweisen zu können: Nicht nur war der gesamte Vorschlag, von seinem Entwurf an, Produkt des Kollektivs der zapatistischen organisatorischen Leitung, in der alle Maya-indigene Wurzeln haben (*2). Ebenso begrenzte sich meine Arbeit darauf, Informationen zu geben, welche meine Chefinnen und Chefs (*2) mit den ihrigen »kreuzten«, abglichen und austauschten. Später war es dann an mir, lediglich Einwände und mögliche zukünftige Misserfolge zu suchen und zu begründen (die verflixte »Hypothese«, auf die ich mich in einem der vorherigen Texte bezogen habe). Letztlich – als dann die Beratschlagung des Vorschlags zum Ende kam und sie dessen zentrale Idee konkretisiert hatten, um sie der Befragung aller Pueblos zu unterziehen – war ich überrascht, vielleicht so sehr wie Ihr, wenn Ihr sie jetzt kennenlernen werdet.

In dem folgenden weiteren Fragment des Interviews mit dem Subcomandante Insurgente Moisés wird er uns nun erklären, wie sie zu der Idee »des Gemeinschaftlichen« gekommen sind. Möglicherweise kann eine*r von Euch, den zutiefst rebellischen und subversiven Sinn des Ganzen wertschätzen – in welchem wir, um nicht abzuweichen, unsere Existenz aufs Spiel setzen.

El Capitán.

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Balumil-Neuigkeiten und gute Wünsche 2024

Liebe Balumil-Compas,

nachdem wir viel diskutiert haben (u.a. über die neue Struktur der zapatistischen Autonomie und was sie konkret bedeutet) – uns ausgetauscht haben über »wo wir gerade herkommen und wie wir uns Chiapas nähern« – viel gesungen haben (u.a. haben wir unseren Compas vom CELMRAZ im Caracol II von Oventik ein Lied geschickt, um ihnen ánimo y fuerza – Zuversicht und Kraft – zu geben) – wir auch getanzt haben, damit die Gedanken auch bis zum Herz gelangen – und natürlich über den konkreten Aufenthalt in Chiapas gesprochen haben – nun, nach alldem ist unser 3. Balumil-Seminar – live und in Farbe vor kurzem zu Ende gegangen.

Ja, und so geht nun auch dieses Jahr zu Ende, das für uns alle – wenn auch vielleicht ganz unterschiedlich – sicherlich kein einfaches Jahr war und ist … Als colectivo gata-gata haben wir es so produktiv genutzt, wie wir es eben konnten – und mehr als einmal waren wir Teil der Weltweiten Aktionstage gegen die Kriege – ja, Stoppt alle Kriege – Unser Kampf ist für das Lebenimmer auch an der Seite unserer Compas Zapatistas … Und ja, es waren Balumil-Compas auch in diesem Jahr im Caracol von Oventik! Die Compas waren froh und die Balumils auch …

Ihr lieben Balumil-Compas, wir danken Euch allen, dass Ihr dabei seid, uns begleitet habt, und weiterhin begleitet. Mit viel Ánimo gehen wir ins neue Jahr, und werden sehen, wie wir uns mit den Compas gemeinsam reorganisieren, gemäß ihren Notwendigkeiten und Bedingungen.

Ja, balumil geht weiter, aupa ja! … Hoffen wir, dass uns das alles zusammen gut gelingt. Wir sind zuversichtlich. Lasst es Euch gut gehen in der Zwischenzeit. Ihr hört von uns wieder im neuen Jahr!

Wir wünschen Euch – uns allen – ein rebellisch-frohes Jahr 2024:

¡Ánimo, Compas, mucho ánimo!

hasta muy prontito

herzlich, euer colectivo gata-gata.

Schöne Balumil-Nachrichten

Liebe Balumil-Compas – in nah und fern,

zuerst möchten wir erzählen, dass wir bereits unser 2. Balumil-Seminar: Zapatismus – Internationalismus gerade schön hinter uns gebracht haben – live und in Farbe: mit lieben Compas und viel produktiven und entspannten Diskussionen aktueller EZLN-Kommuniqués u.a zum Krieg in der Ukraine und zu Palästina: Stoppt alle Kriege.

Wir haben zusammen eine kleine Zeitreise der internationalistischen Initiativen der EZLN gemacht – beginnend mit dem Ersten Intergalaktischen Treffen von 1996 bis zu heute – haben getanzt, gesungen (aupa ja!), ein Soli-Foto für den gefangenen zapatistischen Compa Manuel Gómez gemacht – und und und …

… Ja, und zusammen gegessen, den herbstlichen Wald und den See ein wenig genossen – ja, und immer mit dem Herzen in Chiapas – und auch mit einem Ohr dort, was für neue EZLN-Kommuniqués wohl bald wieder auftauchen würden …

Und ja, da ist es nun: EZLN: Neunter Teil – Die neue Struktur der zapatistischen Autonomie. (Alle neun Teile der aktuellen EZLN-Kommuniqués könnt ihr auf enlacezapatista.ezln.org.mx nachlesen.) Tatatatäää.

 

Aupa ja! Tja, und wir, wir müssen wohl unsere „Lerninhalte“ anpassen …

Lasst es euch allen gut gehen.

Wir hoffen, euch bald wiederzusehen (u.a. beim 3. Balumil-Seminar: »Wir und die anderen – Die anderen Wir?« – 1. Dezember bis 3. Dezember 2023 in einem schönen Haus am See. Wer sich noch nicht angemeldet hat, kann das jetzt gerne noch bald tun:)

Wir sind froh – und wir freuen uns.
herzlich, euer colectivo gata-gata.

Hola, holita …

Wir haben jetzt wieder einmal das 1. Balumil-Seminar zu Zapatistischer Autonomie mit ganz tollen Compañer@s gut und schön hinter uns gebracht – und freuen uns bereits auf das 2. Balumil-Seminar zu Zapatismus – Internationalismus, was im November stattfinden wird.

Eine kleine Vorab-Info:
Ein ganz neuer Balumil-Seminar-Zyklus wird es im Frühjahr und Frühsommer – Mitte April, Mitte Mai, Anfang Juni – 2024 geben. Die genauen Daten teilen wir euch allen so schnell wie möglich mit.