Neue Balumil-Seminar-Termine

  • Erstes Seminar: Die neue Autonomía Zapatista
    Fr., 17.01. – So., 19.01.2025
     
  • Zweites Seminar: Zapatismus – Internationalismus
    Fr., 21.02. – So., 23.02.2025
     
  • Drittes Seminar: »Wir und die anderen – Die anderen Wir?«
    Fr., 21.03. – So., 23.03.2025

Geplante Gruppenreise: September/ Oktober 2025.

Mehr Informationen auf Anfrage.

 

»Fangen wir erneut an?«

 

 

EZLN: Fangen wir erneut an?

1. August 2024.

Der Feigenbaum schleift den Wind
mit der Rinde seiner Zweige,
der Berg, eine Marderkatze, sträubt
seine stachlig-bitteren Agaven.
Wer jedoch wird kommen? Und wohin …?
(Federico García Lorca: Romance Sonámbulo)

Ja, der Wind und der Berg, die Montaña, scheinen sich seit längerem zu kennen. Ich könnte euch das genaue Datum sagen, aber das ist jetzt nicht wichtig. Dieser Widerstand oder das ausdauernde scheinbare Resignieren ist vielleicht nicht zu verstehen: Der Berg, der den einen oder anderen Hieb erträgt; und der Wind, der sich anscheinend zurückzieht und als besiegt gibt, um dann erneut zurückzukehren. Immer dasselbe, immer unterschiedlich.

Es sind jedoch nicht diese überstürzten Annäherungen, die den Berg sorgen. Er hat schon schlimmere erlebt, wenn ihr danach fragt. Nein, was ihn sorgt, sind die Stürme, die mit Schaufelbaggern und Abräummaschinen daherkommen, mit Mineralien-Suchern und Touristen-Unternehmen, mit Fabriken, Einkaufzentren, Zügen und Regierungen, die simulieren zu sein, was sie nicht sind, mit Zerstörung und Tod. Zusammengefasst: das System.

Somit wäre es also nicht verwunderlich, wenn Berg und Wind zu einer Übereinkunft kämen. Immerhin teilen sie dieselbe Mutter: Ixmucané, die Allerweiseste.

Nein, ich werde euch nicht das genaue Datum ihres ersten Zusammentreffens verraten. Aber sagen wir mal, sie kennen sich aus früheren Zeiten. Der skeptische Gesichtsausdruck und das missbilligende Grimassenschneiden des Bergs, angesichts der ersten Blitze und Windböen, sind bereits Rutine. Ebenso die Unverschämtheit des Windes gegen den Berg loszubrausen, mittels der Kraft von Regen, Wind, Donner und Überschwemmungen. Die Schrammen und Kratzer, die der Wind aus ungeschickter Leidenschaft zufügt Wunden wie Wassergräben schaffen es nicht, die scharfe Zurückweisung des Berges zu mildern. Sie treffen sich, sie verfehlen sich. Letztendlich umarmen sie sich und verabschieden sich ohne Versprechen oder Geständnisse zu machen. Eine komplexe Beziehung, die viel von Zustimmung und Zurückweisung hat. Nun, von »Liebe«.

-*-

Sie sagen, es wird gesagt, dass sie erzählen: Eine Legende, die noch zu schreiben ist, besagt: Es gab da eine Versammlung, zu der riefen sie die Familie des Votán, Bewahrer und Herz des Pueblo, herbei. Und so sprach die Montaña:

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Grüße aus Chiapas – Mai 2024.

Kurze Auszüge aus dem aktuellen Bericht einer Balumil-Compa:
»[…] San Cristóbal ist deutlich touristischer, als ich es mir vorgestellt habe. Das erweckt hier oft den Eindruck von ganz verschiedenen Realitäten, die hier nebeneinander existieren. Durch die Verbindung mit den Compas [hier gemeint: die zapatistischen Pueblos] und den widerständigen Strukturen vor Ort, weiß man natürlich Bescheid über die politisch sehr angespannte Lage in ganz Chiapas: die Angriffe auf widerständige Comunidades [Gemeinden] durch repressive Staatsorgane, Paramilitär und Narcos [Mitglieder der Drogenkartelle], die Spaltungsversuche der Pueblos durch die Regierung, die Repression und Gewalt gegenüber migrantischen Menschen, deren Fluchtroute in Richtung USA durch Chiapas führt. […] Aktuell ist die Lage nochmal besonders angespannt, da am 2.6. hier Wahlen stattfinden werden [Präsidentschaftswahlen wie auch auf Bundesstaaten- und lokaler Ebene].

[…] Die Polizei, aber auch das Militär sind durchaus sehr präsent auf den Straßen von San Cris. Möglicherweise deshalb, weil die Wahlen kurz bevorstehen, aber ganz klar kann man das auch nicht sagen. […] Insgesamt gilt: Der Polizei oder anderen Repressionsorganen keine Angriffsfläche bieten und sich im öffentlichen Raum möglichst korrekt und unauffällig verhalten! […]

Durch die Balumil-Seminare und die Carea-Talleres (ich bin auch zur Menschenrechtsbeobachtung hier) habe ich mich sehr gut auf die aktuelle Situation vorbereitet gefühlt. […]

Größtenteils sind die Menschen hier, wo ich gerade bin, wirklich sehr solidarisch miteinander, es findet viel kollektives Leben und Organisation statt. Das J. ist ein toller Ort, um sich mit anderen Internacionalistas zu vernetzen und sich über linke Kämpfe in ganz unterschiedlichen Kontexten auszutauschen. Es findet viel politischer Austausch statt, beispielsweise organisieren wir hier wöchentlich eine Escuelita política [kleine politische Schule], in der wir uns im Rahmen von kurzen Vorträgen und Diskussionen über die unterschiedlichen politischen Themen austauschen, die uns beschäftigen. […]

Auch ich bin (wie der Compa M., der kurz vor mir hier war) der Meinung, dass man sich hier in Chiapas […] sehr intensiv mit anderen Internacionalistas austauschen und viel über internationalistische Solidarität und Kämpfe von links und unten überall auf der Welt, aber auch über die eigene politische Praxis, lernen kann. […] man findet hier wirklich genug politische Projekte, denen man sich hier widmen kann. Hier kommen internationale Kämpfe zusammen – por un mundo donde quepan muchos mundos [Für eine Welt, die viele Welten birgt].«

B.

Gracias

Wir danken allen für das schöne Balumil-Treffen-Seminar. Danke auch für die fruchtbaren Diskussionen zur neuen zapatistischen Autonomie. Hat uns viel Freude gemacht!

seguimos adelante – auf bald!
euer colectivo gata-gata.
 

Buchankündigung

ab März 2024 erhältlich.


Eine Produktion von cronopi@s internacionales

und Immergrün Verlag.

1983 und 1994, das sind 40 Jahre + 30 Jahre EZLN. Ein Grund, um die zapatistischen Compañer@s und ihren Kampf zu würdigen und die neueste Initiative der Zapatistas vorzustellen. Beides tun wir mit diesem kleinen Buch, in dem sie selbst – mittels ihrer zwischen Oktober und Dezember 2023 öffentlich gemachten Kommuniqués – zu uns sprechen, ihre neuen Strukturen der Autonomie bekanntgeben – und einen konkreten Vorschlag machen: »Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum«.
(aus dem Vorwort von cronopi@s internacionales)

Mehr Infos und Vorbestellung:
https://immergruen.cc

Termine

Liebe Balumil-Compas,

vom 12.-14. April 2024 werden wir ein Balumil-Informations- und Austausch-Treffen organisieren, um uns zusammen mit Euch über die aktuellen Entwicklungen in Chiapas und die Reorganisierung unserer Compas Zapatistas auszutauschen und auf den neuesten Stand zu bringen. Wie sieht die neue Autonomie aus? Was waren/sind die Gründe für ihre Veränderung? Und was verbirgt sich hinter der zapatistischen Initiative »Lo Común: Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum«? All diesen Fragen werden wir auf dem Treffen nachgehen.
Herzlich eingeladen dazu sind alle »alten« sowie »neuen« Balumil-Compas – also all jene, die sich mit Balumil verbunden fühlen, es schon lang sind oder es gern werden wollen.

Wer daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte bis 28. März 2024 bei uns per Mail. Dann erhaltet Ihr auch weitere Informationen.

Die Termine für die »regulären« Balumil-Seminare zur Vorbereitung eines Aufenthalts im CELMRAZ findet Ihr hier.

 

balumil sigue.

Liebe Balumil-Compas,

wir sind mitten in den Vorbereitungen und der Umsetzung eines Balumil-Treffens mit tollen internationalen Compañeroas – und danken den Genoss*innen von Netzwerk Selbsthilfe e.V. für ihre Unterstützung!

Euch allen noch ein gutes, rebellisch-frohes neues Jahr!

Demnächst mehr von uns.

herzlich, euer colectivo gata-gata.
 

EZLN-Kommuniqué: Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum.


Zwanzigster und letzter Teil:
Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum.

»Öffne gut die Augen, Kind, und folge dem Vogel Pujuy.
Er verirrt sich nicht. Seine Bestimmung ist wie die unsere:
Einen Weg zurücklegen, damit andere den Weg nicht verlieren.«

Canek. Ermilo Abreu Gómez.

Einmal, es mag bereits Jahre zurückliegen, haben die zapatistischen Pueblos »den Kampf als Frauen, die wir sind« erklärt (*1). Sie zeigten darin auf, dass nicht eine Frage des reinen Willens, der Bereitschaft oder des Studiums diese Veränderung möglich machte, sondern die materielle Basis: die ökonomische Unabhängigkeit der zapatistischen Frauen. Sie meinten damit nicht, eine Anstellung und ein Gehalt haben zu wollen oder die geldlichen Almosen, mit denen die Regierungen aller politischen Spektren Wahlstimmen und Anhängerschaft kaufen. Sie zeigten, dass die kollektive Arbeit der fruchtbare Boden für diesen Wandel war/ ist. Damit gemeint ist eine organisierte Arbeit, welche nicht das individuelle Wohlergehen zum Ziel hat, sondern das der Gruppe. Es ging dabei nicht nur darum, sich für Kunsthandwerksarbeiten, Handel, Rinderaufzucht oder Mais-, Kaffee- und Gemüseanbau- und -ernte zusammenzutun. Vielleicht oder vor allem ging es darum, ihre eigenen Räume ohne Männer zu haben, zu schaffen. Stellt Euch vor, was sie dort damals zwischen sich alles besprochen haben und [weiterhin] besprechen: ihre Schmerzen, ihre Wut, ihre Ideen, Vorschläge, ihre Träume.

Ich werde mich darüber nicht weiter ausbreiten, denn die Compañeras haben ihre eigene Stimme, ihre eigene Geschichte und eigenen Weg. Ich habe dies nur erwähnt, weil noch nicht [allgemein ]bekannt ist, welches die materielle Grundlage darstellt, auf der die von den zapatistischen Gemeinden beschlossene neue Etappe aufbauen wird. Die neue Initiative, wie sie Außenstehende nennen würden.

Ich habe die Ehre, darauf hinweisen zu können: Nicht nur war der gesamte Vorschlag, von seinem Entwurf an, Produkt des Kollektivs der zapatistischen organisatorischen Leitung, in der alle Maya-indigene Wurzeln haben (*2). Ebenso begrenzte sich meine Arbeit darauf, Informationen zu geben, welche meine Chefinnen und Chefs (*2) mit den ihrigen »kreuzten«, abglichen und austauschten. Später war es dann an mir, lediglich Einwände und mögliche zukünftige Misserfolge zu suchen und zu begründen (die verflixte »Hypothese«, auf die ich mich in einem der vorherigen Texte bezogen habe). Letztlich – als dann die Beratschlagung des Vorschlags zum Ende kam und sie dessen zentrale Idee konkretisiert hatten, um sie der Befragung aller Pueblos zu unterziehen – war ich überrascht, vielleicht so sehr wie Ihr, wenn Ihr sie jetzt kennenlernen werdet.

In dem folgenden weiteren Fragment des Interviews mit dem Subcomandante Insurgente Moisés wird er uns nun erklären, wie sie zu der Idee »des Gemeinschaftlichen« gekommen sind. Möglicherweise kann eine*r von Euch, den zutiefst rebellischen und subversiven Sinn des Ganzen wertschätzen – in welchem wir, um nicht abzuweichen, unsere Existenz aufs Spiel setzen.

El Capitán.

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Zapatistische Bildung im CELMRAZ, Caracol Oventik in Chiapas, Mexiko