Gedicht eines Compañero Zapatista, (Rebel y Revel) Arte, 14. April 2025, Caracol VII Jacinto Canek, Chiapas, Mexiko.
Gedicht eines Compañero Zapatista, (Rebel y Revel) Arte, 14. April 2025, Caracol VII Jacinto Canek, Chiapas, Mexiko.
(…) Sie sagen nichts. Denn während die Versammlung ihren Lauf nimmt, haben Sie ein Stück Kohle genommen und auf einem Brett haben Sie etwas gezeichnet, was gut ein Portrait der Versammlung sein könnte. So etwas wie eine Gesamtschau, ein Panoramablick, ohne Smartphone der letzten Generation, CAPAZ-Betriebssystem oder AI. Daher sagen Sie nichts, nehmen lediglich das Brett und reichen es an die Person neben Ihnen weiter.
Es geht reihum an alle, die teilnehmen und sie flüstern in einer nicht zu verstehenden Sprache. Dann bemerken Sie: An ihrer Seite ist ein Mädchen, drei oder vier Jahre alt, das Sie neugierig fixiert. Sie tun das, was alle Erwachsenen in einer unbequemen Lage mit einem Kind tun, Sie fragen es: »Wie heißt du?« Das Mädchen antwortet nicht, es schaut Sie weiter an, ohne Angst. Sie wenden sich ab und versuchen zu lokalisieren, wo sich gerade das Brett mit der Panorama-Zeichnung befindet. Sie denken daran, es in Ihre »Mappe« oder in Ihr »Curriculum« aufzunehmen, denn eine weiß ja nie. Kann ja sein, Sie müssen auf einen widersprüchlichen Marx treffen, der sie für Ihre Zeichnungen nicht bezahlen will, Ihnen jedoch stattdessen ein Diplom gewährt.
Rap eines Compañero Zapatista in tsotsil, 1. Januar 2025, Caracol II Oventik, Chiapas, Mexiko.
»Diese Leute …
Für sie unser Herz.
Unser aufmerksames Hören auf ihre Sicht.
Unser sie suchendes Wort.
Unsere gemeinschaftliche Umarmung – trotz Geographien und Kalender.
Für sie – und mit ihnen: das Fest der Zusammentreffen …«
(EZLN, Oktober 2024.)
Orte und Daten der Ersten Runde der Internationalen Treffen, Dezember 2024/ Januar 2025:
Aufruf zu allen Internationalen Treffen zwischen Dezember 2024 und Dezember 2025:
Es gibt solche Leute …
In den verschiedenen Winkeln der Welt, auf dem gesamten Planeten, in Teilen und im Ganzen, soll es solche Leute geben …
Die Nein sagen – auch wenn die Mehrheit mit resigniertem Desinteresse zustimmt.
Die die Stirn erheben – auch wenn die Mehrheit sie beugt.
Die ungläubig bleiben – auch wenn sich innerhalb der Mehrheit das offizielle Glaubensbekenntnis durchsetzt.
Die Grundsätze haben – während die Mehrheit Ausreden erfindet.
Die Wahrheit und Gerechtigkeit suchen – während die Mehrheit sich verirrt.
Die loslaufen, um zu finden – während die Mehrheit sich wartend hinsetzt.
Die kämpfen – wenn die Mehrheit sich ergibt.
Die aussprechen, wenn sie reden – obzwar die Mehrheit nachspricht, wiederholt.
Die sich beim Betrachten innerhalb des Spiegels finden – während die Mehrheit von ihnen fordert, sich in ihr zu verlieren.
Die wach bleiben – auch wenn die Mehrheit schläft.
Die sich einer Sache ganz widmen – während die Mehrheit sich verwalten lässt.
Die den Gehorsam verweigern – während die Mehrheit sich angleicht.
Geplante Gruppenreise: September/ Oktober 2025.
Mehr Informationen auf Anfrage.
Wie schon lange geplant findet unser Balumil-Rückkehr- und -Informationstreffen vom 6. bis 8. Dezember statt.
Wir freuen uns auf euch!
1. August 2024.
Der Feigenbaum schleift den Wind
mit der Rinde seiner Zweige,
der Berg, eine Marderkatze, sträubt
seine stachlig-bitteren Agaven.
Wer jedoch wird kommen? Und wohin …?
(Federico García Lorca: Romance Sonámbulo)
Ja, der Wind und der Berg, die Montaña, scheinen sich seit längerem zu kennen. Ich könnte euch das genaue Datum sagen, aber das ist jetzt nicht wichtig. Dieser Widerstand oder das ausdauernde scheinbare Resignieren ist vielleicht nicht zu verstehen: Der Berg, der den einen oder anderen Hieb erträgt; und der Wind, der sich anscheinend zurückzieht und als besiegt gibt, um dann erneut zurückzukehren. Immer dasselbe, immer unterschiedlich.
Es sind jedoch nicht diese überstürzten Annäherungen, die den Berg sorgen. Er hat schon schlimmere erlebt, wenn ihr danach fragt. Nein, was ihn sorgt, sind die Stürme, die mit Schaufelbaggern und Abräummaschinen daherkommen, mit Mineralien-Suchern und Touristen-Unternehmen, mit Fabriken, Einkaufzentren, Zügen und Regierungen, die simulieren zu sein, was sie nicht sind, mit Zerstörung und Tod. Zusammengefasst: das System.
Somit wäre es also nicht verwunderlich, wenn Berg und Wind zu einer Übereinkunft kämen. Immerhin teilen sie dieselbe Mutter: Ixmucané, die Allerweiseste.
Nein, ich werde euch nicht das genaue Datum ihres ersten Zusammentreffens verraten. Aber sagen wir mal, sie kennen sich aus früheren Zeiten. Der skeptische Gesichtsausdruck und das missbilligende Grimassenschneiden des Bergs, angesichts der ersten Blitze und Windböen, sind bereits Rutine. Ebenso die Unverschämtheit des Windes gegen den Berg loszubrausen, mittels der Kraft von Regen, Wind, Donner und Überschwemmungen. Die Schrammen und Kratzer, die der Wind aus ungeschickter Leidenschaft zufügt – Wunden wie Wassergräben – schaffen es nicht, die scharfe Zurückweisung des Berges zu mildern. Sie treffen sich, sie verfehlen sich. Letztendlich umarmen sie sich und verabschieden sich ohne Versprechen oder Geständnisse zu machen. Eine komplexe Beziehung, die viel von Zustimmung und Zurückweisung hat. Nun, von »Liebe«.
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Sie sagen, es wird gesagt, dass sie erzählen: Eine Legende, die noch zu schreiben ist, besagt: Es gab da eine Versammlung, zu der riefen sie die Familie des Votán, Bewahrer und Herz des Pueblo, herbei. Und so sprach die Montaña:
Kurze Auszüge aus dem aktuellen Bericht einer Balumil-Compa:
»[…] San Cristóbal ist deutlich touristischer, als ich es mir vorgestellt habe. Das erweckt hier oft den Eindruck von ganz verschiedenen Realitäten, die hier nebeneinander existieren. Durch die Verbindung mit den Compas [hier gemeint: die zapatistischen Pueblos] und den widerständigen Strukturen vor Ort, weiß man natürlich Bescheid über die politisch sehr angespannte Lage in ganz Chiapas: die Angriffe auf widerständige Comunidades [Gemeinden] durch repressive Staatsorgane, Paramilitär und Narcos [Mitglieder der Drogenkartelle], die Spaltungsversuche der Pueblos durch die Regierung, die Repression und Gewalt gegenüber migrantischen Menschen, deren Fluchtroute in Richtung USA durch Chiapas führt. […] Aktuell ist die Lage nochmal besonders angespannt, da am 2.6. hier Wahlen stattfinden werden [Präsidentschaftswahlen wie auch auf Bundesstaaten- und lokaler Ebene].
[…] Die Polizei, aber auch das Militär sind durchaus sehr präsent auf den Straßen von San Cris. Möglicherweise deshalb, weil die Wahlen kurz bevorstehen, aber ganz klar kann man das auch nicht sagen. […] Insgesamt gilt: Der Polizei oder anderen Repressionsorganen keine Angriffsfläche bieten und sich im öffentlichen Raum möglichst korrekt und unauffällig verhalten! […]
Durch die Balumil-Seminare und die Carea-Talleres (ich bin auch zur Menschenrechtsbeobachtung hier) habe ich mich sehr gut auf die aktuelle Situation vorbereitet gefühlt. […]
Größtenteils sind die Menschen hier, wo ich gerade bin, wirklich sehr solidarisch miteinander, es findet viel kollektives Leben und Organisation statt. Das J. ist ein toller Ort, um sich mit anderen Internacionalistas zu vernetzen und sich über linke Kämpfe in ganz unterschiedlichen Kontexten auszutauschen. Es findet viel politischer Austausch statt, beispielsweise organisieren wir hier wöchentlich eine Escuelita política [kleine politische Schule], in der wir uns im Rahmen von kurzen Vorträgen und Diskussionen über die unterschiedlichen politischen Themen austauschen, die uns beschäftigen. […]
Auch ich bin (wie der Compa M., der kurz vor mir hier war) der Meinung, dass man sich hier in Chiapas […] sehr intensiv mit anderen Internacionalistas austauschen und viel über internationalistische Solidarität und Kämpfe von links und unten überall auf der Welt, aber auch über die eigene politische Praxis, lernen kann. […] man findet hier wirklich genug politische Projekte, denen man sich hier widmen kann. Hier kommen internationale Kämpfe zusammen – por un mundo donde quepan muchos mundos [Für eine Welt, die viele Welten birgt].«
B.