Projektbeschreibung

Von anderer Welt.

Das Projekt „Balumil“ möchte die Organisierung der Zapatistas im Widerstand erfahrbar machen und zum Aufbau eines konkreten Internationalismus zwischen Hier und Dort, Dort und Hier beitragen.

Es wurde bereits viel über die Zapatistas geschrieben. Doch einiges des zapatistischen Widerstands wird erst verständlicher, wenn mensch selber einmal dort war und ihn erfahren und fühlen konnte. Aus diesem Grund organisieren wir als colectivo gata-gata das Projekt „Ja‘un ta yan balumil1 – Ser internacionalista“, kurz: „Balumil“.

Was wollen wir? Gemeinsames voneinander lernen.
Durch einen dreiwöchigen Aufenthalt an der autonomen zapatistischen Sprachschule im Caracol von Oventik, in den Altos de Chiapas, möchten wir einen direkten Austausch mit den Zapatistas stärken und ihre autonomen Organisierungsformen konkret erfahrbar machen. Nach zwei Vorbereitungsseminaren in Deutschland werden die Teilnehmenden an einem Spanisch- oder Tsotsil2-Sprachkurs vor Ort teilnehmen, lernen die zapatistische Autonomie in ihren Strukturen kennen und beteiligen sich an praktischen Kollektiv-Arbeiten und gemeinsamer Diskussion und Studium libertärer Texte. Zurück in Deutschland soll – neben dem öffentlich gemachten Weitertragen des Erlebten und Erfahrenen in Veranstaltungen und Info-Karawanen – in einem kollektiven Reflexionsprozess nach Verbindungspunkten im Hier und Jetzt, Dort und Hier gesucht werden. Konkret kann sich dies bspw. auf den Autonomie-Gedanken der Zapatistas beziehen und der Frage nachgehen, ob und wie Kollektivbetriebe und Kommunen ein möglicher Anknüpfungspunkt sein können. Neben der theoretischen Auseinandersetzung wird auch dieser Teil des Projekts ganz praktisch gestaltet werden, bspw. dadurch, bestehende Kollektivbetriebe und Kommunen zu besuchen, mit diesen in Austausch zu treten und mitzuarbeiten. Je nach den Wünschen und der Initiative der Teilnehmenden sind auch andere Dinge vorstellbar. Generell sind hier der Fantasie und dem Ideenreichtum der Teilnehmenden keine Grenzen gesetzt – außer die der praktischen Realisierbarkeit.

Und was haben die Zapatistas davon?
Dass das Projekt nicht nur einen „Nutzen“ für die Teilnehmenden aus dem deutschsprachigen Raum haben soll, sondern auf Gegenseitigkeit beruht, gehört zu unserem Selbstverständnis. Es ist auf Wunsch und in Absprache mit den zapatistischen Bildungspromotor*innen im Caracol Oventik entstanden und von diesen gewollt. Neben der direkten finanziellen Unterstützung ihrer autonomen Struktur durch die Sprachkursgebühren geht es um einen gegenseitigen Austausch mit den Zapatistas; das heißt auch Einblick geben in unsere tatsächliche oder gewünschte Organisierung, unsere Widerstände und Alltagskämpfe. Konkret: Jede*r Teilnehmer*in wird in der ihr*ihm gemäßen Form – ob Bilder, Lieder, Texte, Filmchen etc. – etwas Informatives nach Chiapas mitbringen.

Wann soll es losgehen und wer kann teilnehmen?
Der erste Aufenthalt in Oventik, Chiapas soll im September/Oktober 2017 stattfinden, mit den Vorbereitungsseminaren im Mai und Juli 2017. Ein zweiter Durchgang ist für Oktober/November 2017 geplant. Am Projekt teilnehmen können alle mit Interesse an und/oder Erfahrung in praktischem Internationalismus und/oder alternativen, kollektiven Strukturen. Ganz bewusst möchten wir, dass jüngere wie ältere Menschen teilnehmen und individuelle ökonomische Ressourcen kein Ausschlusskriterium darstellen müssen. Wir werden versuchen, in einem kollektiven Prozess nach gemeinsamen Finanzierungsmöglichkeiten für alle zu suchen.

colectivo gata-gata

  1. Tsotsil: „Ich bin von einer anderen Welt“, übersetzt: „Ich bin Internationalist*in [zurück]
  2. eine der Maya-Sprachen [zurück]

(Artikel erschienen im Januar 2017 in der Tierra y Libertad)